Das kontemplative Gebet

Kennen Sie das? Sie sind müde der vielen Worte, Sie sehnen sich nach Stille, nach dem einfachen Da-Sein in der Gegenwart, nach wortlosem Gebet? Es gibt eine Verbundenheit mit Gott über jedes verbale Gebet hinaus.

 

Die Tradition nennt diese Weise Kontemplation. Damit ist ein Wahrnehmen, ein Schauen, ein inneres Hören gemeint.

Die Wurzel ist das sogenannte „Einfache Gebet“ der Wüstenvätern und -müttern die in den ersten Jahrhunderten des Christentums lebten.

Johannes Cassian brachte diese Gebetsweise nach Westeuropa. Eine weitere Verbreitung fand sie später von Ägypten über den Athos im osteuropäischen Raum und verband sie mit dem Jesusnamen.

Die Bibel erzählt uns, dass Jesus immer wieder Orte aufgesucht hat um mit seinem Vater alleine zu sein. Er bestieg Berge, ging in die Wüste, wanderte am See entlang, zog sich in einsame Gärten zurück.

Menschen ziehen sich zurück, wenn sie nachdenken wollen um etwas zu klären, wenn sie Lebensfragen nachgehen möchten oder auch um ihrer Sehnsucht nachzuspüren.

Der Weg zur inneren Mitte führt über die Stille. Die Stille vermag jene Quelle zu erschließen, die uns lebendiges Wasser verspricht.

Im Kontemplativen Gebet können wir unserem tiefsten Selbst begegnen und so wie wir sind, schlicht und absichtslos vor Gott verweilen, ihm Zeit schenken. Dabei können wir die Erfahrung machen, dass wir mit der Zeit achtsamer werden gegenüber uns selbst und unseren Mitmenschen.

Wie eine unbewegliche Wasseroberfläche unser Bild spiegelt, so vermögen wir in der Stille wahrzunehmen, welche Empfindungen unseren Seelengrund bewohnen.

Das mag manchmal schmerzhaft sein, birgt aber zugleich das dauerhafte Geschenk des Friedens und der Versöhnung in sich.

Dabei lenken wir unsere Aufmerksamkeit auf die Gegenwart, und üben uns darin ein, unsere Gedanken, Vergangenes und Zukünftiges für die Zeit des Gebets schweigen zu lassen.

Im „Jesusgebet“, wie diese Form auch genannt wird, wiederholen wir mit dem Fließen unseres Ein- und Ausatmens den Namen Jesus Christus. In ihm glauben wir uns mit dem Vater und allen Menschen verbunden. Im Atmen sind wir eins mit Gott, der uns dem Lebensatem eingehaucht hat.

„Gott kniete sich in den Staub und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen“ (Gen 2,7).

Die versöhnende Wirkung des Kontemplativen Gebetes öffnet Räume die über unser persönliches Leben hinaus erfahrbar werden. Sie vermag Frieden auszustrahlen, der in die Welt hinein wirkt.